„Ich-bin-Liam.-Ich-bin-jetzt-da

„Ich bin Liam. Ich bin jetzt da.“

14. Mai 2024 | Berlin

Die Story klingt gut und einfach: "Erzieher mit geglücktem Berufseinstieg im Extra Team Kita wechselt in Kundeneinrichtung und kommt später wieder zurück ins Team". Im Gespräch mit Extra-Geschäftsführer Sebastian Lazay offenbart Liam Jurgeleit dann aber die Hintergründe seiner beruflichen Entscheidungen. Und schnell wird klar: dieser Mensch ist besonders. 

Sebastian Lazay: Liam, Du bist schon zum zweiten Mal Teil unseres Teams hier in Berlin und Potsdam. Es wurde höchste Zeit, dass wir uns unterhalten, denn ich habe gehört, dass Du ein total spannender Typ bist. Wie hast Du uns ursprünglich kennengelernt?
Liam Jurgeleit: Ich freue mich sehr auf unseren Austausch. Und klar, kurzer Blick zurück: Erzieher bin ich ja schon seit 2021 und damals wegen der klassischen Argumente für einen guten Berufseinstieg zu Extra gekommen. Also um verschiedene Einrichtungen kennenzulernen, schnell viel Berufserfahrung zu sammeln und so weiter. Ich wusste damals nicht, wo meine beruflichen Schwerpunkte langfristig liegen werden. So habe ich dann zum Beispiel die Arbeit im Hort kennengelernt. Das war sehr wertvoll. Aktuell schlägt mein Herz für HzE (Anm. der Red.: HzE steht für „Hilfen zur Erziehung“, Angebote der Kinder- und Jugendhilfe nach dem SGB VIII), weil man da sehr nah an der Arbeit am Kind ist. 

Dazwischen hattest Du uns aber eine Weile verlassen, oder?
Im April 2022 war ich direkt in den Hort gewechselt, bei dem ich davor über Extra tätig war. Das war eigentlich ein toller Plan und eine sehr aktive Entscheidung. Allerdings habe ich dann festgestellt, was es doch für ein gravierender Unterschied ist, über einen Personaldienstleister oder direkt in einer Einrichtung zu arbeiten.

Dass die unterschiedlichen Rollen sich stärker unterscheiden, als man denkt, höre ich immer wieder. Wie hast Du das erlebt?
Durch die Vorbereitungs- und Dokumentationszeit hatte man jeden Tag erst einmal zwei Stunden intensive Arbeit vor der eigentlichen Arbeit am Kind. In der Zeitarbeit dagegen bin ich direkt 100 Prozent mit der pädagogischen Arbeit betraut. Deshalb bin ich ja Erzieher geworden, um am Kind zu sein, nicht am Computer.
Bei der direkten Anstellung fühle ich mich vielleicht etwas stärker oder schneller als Teammitglied angenommen, aber offen gesagt war und ist das auch in der Zeitarbeit meistens sehr schnell der Fall. Im Gegensatz zu der direkten Anstellung habe ich als Teil des Teams von Extra jemanden an meiner Seite. Das kann wirklich ganz praktisch helfen. Zum Beispiel bei der Gestaltung der Arbeitszeiten. In der direkten Anstellung muss ich mich alleine um meine Wünsche kümmern und sie ohne Unterstützung durchsetzen.

Wir formulieren manchmal, dass wir „Anwalt unserer Beschäftigten“ sind. Das ist vielleicht etwas überzogen, aber im Kern geht es doch darum, Dich und andere Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen.
In der direkten Anstellung hat mir genau das gefehlt. Dieses ‚nein' sagen zu dürfen. Man ist einfach zu wenig auf mich eingegangen. Dabei ging es um nichts besonderes. Ich wollte einfach mehr mit Kindern ab der dritten Klasse arbeiten. Das hatten wir bei der Einstellung auch so abgesprochen. Ich habe mich dann verstärkt der Beziehungsarbeit gewidmet. Besonders mit einem Transkind. Das war mir wichtig und wertvoll, auch weil ich selbst trans bin. Aus der Arbeit wurde ich dann aber herausgezogen, weil es einfach in einer Gruppe mit Erstklässlern den Bedarf gab. Das fühlte sich für mich sehr hart an, genau dort herausgenommen zu werden, wo ich gerade etwas aufgebaut hatte. Das ging komplett gegen meine Werte. Zu Ende Oktober 2022 habe ich daher gekündigt.

Bei uns hast Du damals aber nicht angeklopft!
Zunächst nicht. Aber ich habe mich neu orientiert, mich umgesehen und schließlich bei einem anderen Personaldienstleister angefangen. Das klappte dort die ersten zwei Monate sehr gut. Im letzten Herbst wurden dort die Aufträge knapp. Ich hatte kaum noch etwas zu tun und ich kann das einfach nicht, so untätig zu Hause zu sitzen. Na ja, und dann sollte ich Aufgaben übernehmen, die nicht vereinbart waren, ich sollte 2 Stunden Reisezeit - also für die einfache Strecke - hinnehmen ohne dass das vergütet werden sollte. Ein zugesagtes Deutschlandticket habe ich nicht erhalten und so weiter. Dass das auseinander ging lag dann am Ende daran, dass man kein Verständnis hatte, dass ich wegen einer Operation mehrere  Wochen ausfiel. In der Situation habe ich dann aber doch wieder zu Extra Kontakt aufgenommen, weil ich die Zeit eben in sehr guter Erinnerung hatte. Wir haben uns dann über unsere gegenseitigen Wünsche unterhalten.
 

Und? Scheinbar mit Erfolg. 
Das war einfach ein Match! Ich bin froh, wieder im Team zu sein und denke mir einfach, dass es mir ja Spaß machen soll, in der Zeitarbeit zu arbeiten. Wenn die eigene Leistung nicht anerkannt wird, dann ergibt das keinen Sinn mehr. Bei Dennis und Verena bekomme ich dieses positive Feedback zurück. Und über allem steht das Argument wirklich nah an der Arbeit am Kind zu sein.

Wenn Du das so positiv für Dich erlebst, bist Du da eventuell auch mit Neid von anderen konfrontiert?
Bei der Dienstplanung musste ich schon einmal hören ‚Zeitarbeitnehmer müsste man sein‘. Aber das ist selten und es gibt ja auch Nachteile. Es ist mir immer einmal wieder schwer gefallen, ein Team verlassen zu müssen. Manchmal weiß man dann nicht, wo und wann es weitergeht. Das ist eine Schattenseite. Diese Situation kann ein schönes Gefühl der spannenden Erwartung sein - aber eben auch eine Unsicherheit. Wenn man vom Typ her eher in sich gekehrt und verschlossen ist, dann ist die Arbeit in der Zeitarbeit sicher nicht das richtige. 

Na, der verschlossene Typ bist Du ja aber ganz bestimmt nicht!
Klar - für mich ist das spannend. Jeder Hort in dem ich bisher war, hatte ein anderes Konzept. Ich habe mich da immer angepasst und reingefuchst. Mit der Unsicherheit der Dienstwechsel lernt man umzugehen. Man hat ja immer Angst vor dem, was man nicht kennt. Die Erfahrung ist aber, dass die Unsicherheit meist unbegründet ist. Gerade wir Menschen in sozialen Berufen sind ja alle eher bemüht, gut mit einander umzugehen.

Du hast vorher angesprochen, dass Du eine Transition hinter Dir hast. So etwas ist immer ein steiniger Weg. Hat es Dir da geholfen, beruflich im Sozialwesen unterwegs zu sein? 
Vielleicht schon etwas. Weniger hinsichtlich der Fragen grundsätzlicher Akzeptanz, sondern mehr weil man noch einmal anders ins Gespräch kommt. Und wer mich dann kennenlernt, erlebt, wie wir eben ganz normal mit einander umgehen können. Damit ist man dann auch ganz schnell wieder in den eigentlichen Inhalten unserer Arbeit. Für meinen Beruf hat meine eigene Geschichte eher mehr Vorteile, weil ich mich einfach gut andere hineinversetzen kann, sei es zum Beispiel die Rolle einer Frau in der Pubertät oder warum sich die Jungs in der Pubertät immer kloppen. Gerade vor dem Hintergrund meines eigenen Werdegangs fühle ich mich etwas in der Verantwortung zu zeigen, dass ich ein Mensch bin wie Du und ich.

Das ist doch dann - um es Deinen Worten zu sagen - der nächste „Match“. Die Qualifizierte Zeitarbeit garantiert ja, dass Du beruflich regelmäßig viele neue Kolleginnen und Kollegen in unterschiedlichsten Einrichtungen kennenlernst.
Und nicht nur das. Ich traue mich schon einmal zu fragen, ob man in nur einer festen Einrichtung als Erzieher gar nicht so gut persönlich wachsen kann. Ich habe schon erlebt, wie ungelöste Problemstellungen Jahr für Jahr weiter ungelöst blieben. Dann kommt die Planung des üblichen Schuljahres dazu und alles wiederholt sich. Wie willst Du da wachsen? Mehrere Einrichtungen mit ihren dann doch unterschiedlichen Abläufen bringen da Entwicklungsmöglichkeiten. Bei mir zumindest überwiegt aktuell die Sorge, in einer festen Einrichtung dauerhaft eher ausgebremst zu werden. Ich möchte mich ja gerade verändern, mich entwickeln. In der richtigen Umgebung können wir als Erzieher wirklich etwas leisten, etwas bringen!

Die meisten Kolleginnen und Kollegen in unserem Team sind in den verschiedensten Kitas tätig - das Umfeld ist bunt. Das wissen wir alle. Du gehörst zu der kleineren Gruppe bei uns, die eher mit älteren Kindern arbeitet. Gerade hast Du stark betont, was Du als Erzieher leisten kannst. Könntest Du das noch etwas konkreter machen?
Denk einfach einmal daran, welche immens wichtige Rolle Erzieher zum Beispiel in einer Wohngruppe für Jugendliche spielen können. Ich kenne diese Situation aus eigener Erfahrung sowohl aus der Perspektive eines Jugendlichen als auch aus der Perspektive eines Erziehers. Ich bleibe jetzt einmal bei der letzteren Sicht auf die Dinge: Solche Wohngruppen können eine echte Ersatzfamilie sein. Jugendlichen, die es in ihrem eigenen Zuhause schwer hatten, so zu begegnen, dass sie sich öffnen, ist eine große Aufgabe. Es geht hier um die Begegnung mit authentischer Aufmerksamkeit, ein Herangehen mit viel Empathie. Du musst das „Sieh mich“ Deines Gegenübers erkennen. 

Wir sind hier jetzt kurz davor, einen Punkt persönlicher Themen zu erreichen, den ich nicht überschreiten möchte. Daher, Liam, lass uns noch einmal beleuchten, was diese ganz besondere Aufgabe in der Arbeit mit wirklich seelisch verletzten Jugendlichen aus Deiner professionellen Sicht bedeutet. Und das gerade im Hinblick auf Dein persönliches Arbeitsmodell - die Qualifizierte Zeitarbeit. 
Ja, die Jugendlichen nach dem Ende eines Dienstes dann zurückzulassen, ist manchmal schwer. Aber es ist auch wichtig, dass ich an mich selber denke. Für mich sind die Vorteile meiner Arbeit wichtig. Wenn ich dadurch, dass ich glücklich bin in meinem Beruf, Kraft tanken kann, dann ist das die Voraussetzung dafür, dass ich eine erfolgreiche Joker-Rolle in den Einrichtungen spielen kann. Ich kann nur etwas geben, wenn ich mich selbst auch um mich kümmere.

Was Du da ansprichst ist meiner Wahrnehmung nach in der Gesellschaft noch nicht richtig angekommen - also ich meine im Umfeld der Kinder- und Jugendhilfe. Dass Beschäftigte auch selbst Unterstützung brauchen ist vielleicht bei Polizisten, Soldaten oder Rettungssanitätern in vielen Köpfen angekommen. Doch welcher mentalen Belastung Menschen im Sozialwesen ausgesetzt sind, geht oft unter. Von der Kita bis zur Altenpflege - von Eltern oder Angehörigen wird ein Servicelevel eingefordert - nicht selten mit zu wenig Gespür für die Menschen, die die Leistung erbringen. 
Auch wenn es hart klingen mag, heißt das deshalb für mich: „Ich stehe an erster Stelle.“

Rettungskräfte müssen daran denken, erst sich selbst zu sichern und dann anderen zu helfen … 
Das ist so. Deshalb spreche ich es immer sofort an, wenn ich in eine Situation komme, in der ich mich nicht wohl fühle. Wenn ich in eine neue Einrichtung komme, dann bin ich nicht der Zeitarbeiter. Nein: Ich bin Liam. Ich bin jetzt da.
Ich danke Dir herzlich für Deine Zeit.


Nachtrag: Liam wird im Juni 2024 von Berlin nach Hamburg ziehen. Das Extra Team Kita nimmt er mit. Die Kollegen im Hamburger Team hat er schon kennengelernt. Wir freuen uns, dass er uns erhalten bleibt!

 

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